Projektexzellenz-Modelle (PEM) [engl.: Project Excellence Models]
Gesamtheit von Modellen zur Analyse, Beurteilung, Bewertung und ständigen Verbesserung des Entwicklungstands, der Leistungsfähigkeit, der Güte oder Reife oder Kompetenz von Organisationen oder Organisationsbereichen in Bezug auf Projekte und Projektmanagement nach definierten und standardisierten Beurteilungs- und Bewertungskriterien und -maßstäben. Vorbild für die Entwicklung von Projektexzellenz-Modellen waren bzw. sind die allgemeinen Business Excellence Models (z.B. EFQM oder Ludwig-Ehrhard-Preis) und die branchenspezifischen (vor allem in der Softwarebranche verbreiteten) Reifegrad-Modelle (z.B. CMM, Bootstrap, SPICE) zur Beurteilung der generellen Leistungsfähigkeit von Organisationen. Die Prinzipien und Verfahren wurden auf die spezielle Leistungsfähigkeit von Organisationen bei der Abwicklung von Projekten übertragen und entsprechend angepasst. Grundsätzlich sind zwei Arten von Projektexzellenz-Modellen zu unterscheiden:
(a) Modelle zur Analyse, Beurteilung und Bewertung des Projektmanagements in einem einzelnen Projekt (d.h. in einer speziellen Projektorganisation) zum Zweck des Projektbenchmarking und der Nutzung der damit verbundenen Vorteile. Modelle dieser Art werden auch als Projektbenchmarking-Modelle bezeichnet. Bekanntestes Beispiel hierfür ist das Modell Project Excellence (PE) der GPM und IPMA, das die Basis bildet für die jährlich an exzellente Projektteams vergebenen Projektmanagement-Auszeichnungen.
1997 erstmals in Deutschland als Projektmanagement-Award ausgeschrieben und vergeben, wird der Preis seit 2006 als Deutscher Project Excellence Award (DPEA) an das jeweilige Siegerteam verliehen. Nach dem PE Modell werden – auf der Basis des Business Excellence Models der EFQM– (in zwei gleich gewichteten Bereichen) insgesamt neun Kriterien bewertet, für die maximal 1000 Punkte erreichbar sind (Stand 2016):
• Bereich I (500 Punkte): Projektmanagement mit den Einzelkriterien Führung (100), Ziele und Strategie (100), Mitarbeiter(100), Partnerschaften und Ressourcen (1000), Methoden und Prozesse (100),
• Bereich II (500Punkte): Projektergebnisse mit den Einzelkriterien Kundenzufriedenheit (150), Mitarbeiterzufriedenheit (100), Zufriedenheit sonstiger Interessensgruppen (100), Zielerreichung (150).
(b) Modelle zur Analyse, Beurteilung und Bewertung des Projektmanagements in einer Stammorganisation mit dem Ziel der Optimierung der gesamten Projektabwicklung (aller Projekte) und der kontinuierlichen Verbesserung des Managements von Projekten, Programmen und Projektportfolios. Je nach Umfang und Ausprägung werden Modelle dieser Art in der Praxis unterschiedlich bezeichnet; sie können jedoch alle unter dem Begriff Projektmanagement-Reifegradmodelle [engl.: Project Management Maturity Models] zusammengefasst werden. Beispiele:
• PM-DELTA Assessment-Verfahren und Diagnosesystem der GPM auf der Basis eines Projektmanagement-Systems nach der früheren DIN 69904 mit standardmäßig 19 Projektmanagement-Elementen, ohne explizit definierte Reifegradstufen;
• GPM3 General Project Management Maturity Model der GPM (2009 – als Ergänzung zu PM-DELTA) mit fünf Hauptdimensionen: Governance, Processes, Competencies, Standards, Development, und fünf Bewertungsstufen: (1) No, (2) Initial, (3) Adequate, (4) Good, (5) Excellent;
• PEP-Modell von Patzak/Rattay [8] mit vier Reifegradstufen: (1) unstrukturiert (individuelles PM, erfahrungsbasiertes PM), (2) teilweise strukturiert (einzelne Standards, Werkzeuge, Methoden definiert, Rollen und Zuständigkeiten geklärt, StrukturenundProzesse), (3)strukturiert, standardisiert (integrierter PM-Ansatz entwickelt, durchgängige Prozesse, Projektportfolio-Management definiert), (4) integriert, reflektiert (integrierter PMAnsatz lebt, Karriere-, Anreizsysteme funktionieren, gelebte kontinuierliche Weiterentwicklung);
• PMMM von Kerzner [25] mit fünf Reifegradstufen: (1) einheitliche Sprache (Grundkenntnisse), (2) Verfahren und Standards (Verfahrensdefinition), (3) einheitliche Methodik (Verfahrenssteuerung), (4) Benchmarking (Verfahrensverbesserung), (5) ständige Verbesserung (Mentorensystem, Wissensmanagement);
• OPM3® Organizational Project Management Maturity Model des PMI®, dreidimensional mit vier Prozessverbesserungsstufen: (1) Standardisierung, (2) Messung, (3) Steuerung, (4) kontinuierliche Verbesserung, und drei Assessment-Ebenen: (1) Projekt, (2) Programm, (3) Projektportfolio, sowie fünf Projektprozessen: (1)Start-, (2) Planungs-, (3) Ausführungs-, (4) Steuerungs-, (5) Abschlussprozess.
–› Assessment im Projektmanagement, Abb. A-4 Objekte der Projektbeurteilung und Projektbewertung, Abb. A-5 Assessments im Projektmanagement, Balanced Scorecard, Kompetenz, Projektexzellenz, Projektorientierung