[engl.: Project Management Process Model]

Systemisches (vollständiges, inhaltlich strukturiertes, logisch begründetes) Gesamtbild des Projektmanagements in Form von Projektmanagement-Prozessen. Man spricht hier auch von einem »generischen« Projektmanagement-Modell. Als grundsätzliche Strukturierungshilfe können nach [8] z.B. folgende Sichtweisen dienen:
• Systemebenen: Projektorientiertes Unterneh-men, Projektportfolio, Programm, Projekt,
• Phasen: Startphase, Ausführungsphase, Koordinations- und Änderungsphasen, Abschlussphase,
• Wirkungsfelder/Komponenten: Projektumfeld, Methoden/Instrumente, Projektorganisation, Projektteam. Bei der Entwicklung von generischen Prozessmodellen werden üblicherweise zunächst »Pro-zessschichten«, »Prozesskategorien« oder »Prozessgruppen« gebildet, bevor die Prozesse im Einzelnen definiert, benannt und im Detail beschrieben werden. Im Folgenden werden drei Beispiele von Projektmanagement-Prozessmodellen aufgeführt:

I. Das Prozessmodell der GPM, das in die DIN69901-2 übernommen wurde, untergliedert die Gesamtsicht auf alle Geschäftsprozesse einer Organisation (»Prozesshaus« genannt) im Hinblickauf das Projektmanagement-Prozessmodell zunächst in vier Prozessgruppen:
• Führungs-Prozesse,
• Projektmanagement-Prozesse,
• Unterstützungs-Prozesse und
• Wertschöpfungs-Prozesse.

Zur Definition und Beschreibung der einzelnenProjektmanagement-Prozesse werden elfPro-zess-Untergruppen(für das Einzelprojektmanagement) und fünf so genannte »Projektma-nagement-Phasen« gebildet, die sowohl für dasManagement einzelner Projekte als auch für das Multiprojektmanagement (Programme undPortfolios) gelten können. Die Prozess-Untergruppen sind wie folgt gebildet:
• Ablauf und Termine,
• Änderungen,
• Information/Dokumentation/Kommunikation,
• Kosten und Finanzen,
• Organisation,
• Qualität,
• Ressourcen,
• Risiko,
• Projektstruktur,
• Verträge und Nachforderungen,
• Ziele.

Als »Projektmanagement-Phasen« sind definiert:
• Initialisierung,
• Definition, Planung,Steuerung, Abschluss.

Damit ergeben sich 59 Projektmanagement-Prozesse, die detailliert (in einheitlichem Format mit Zweck und Hintergrund, Beziehungen zu Vorgänger- und Nachfolge-Prozessen, Input und Output und ggf. anwendbaren Projektmanagement-Methoden) beschrieben werden.

II. Das Prozessmodell des PMBOK® Guide [9] für das Einzelprojektmanagement untergliedert zunächst in zehn »Wissensgebiete« [engl.:Knowledge Areas]:
• Integrationsmanagement [engl.: Project Integration Management],
• Inhalts- und Umfangsmanagement [engl.: Project Scope Management],
• Terminmanagement [engl.: Project Time Management],
• Kostenmanagement [engl.: Project Cost Management],
• Qualitätsmanagement [engl.: Project QualityManagement],
• Personalmanagement [engl.: Project HumanResource Management],
• Kommunikationsmanagement [engl.: Project Communication Management],
• Risikomanagement[engl.: Project Risk Management],
• Beschaffungsmanagement [engl.: Project Procurement Management],
• Stakeholdermanagement [engl.: Project Stakeholder Management]

und fünf »Prozessgruppen« [engl.: ProcessGroups]:
• Initiierung [engl.: Initiating Process Group],
• Planung [engl.: Planning Process Groups],
• Ausführung [engl.: Executing Process Groups],
• Überwachung und Steuerung [engl.: Monitoring & Controlling Process Groups],
• Abschluss [engl.: Closing Process Groups],und definiert schließlich insgesamt 47 Projektmanagement-Prozesse. Diese sind jeweils einem Wissensgebiet und einer Prozessgruppe zugeordnet und werden detailliert mit Eingangswerten (Input), Werkzeugen und Techniken (Tools& Techniques) sowie Ausgangswerten (Output) beschrieben. Zum Gesamtmodell gehören außerdem allgemeine Beschreibungen und Erklärungen zu den Projektmanagement-Prozessgruppen (als Ganzes) und zu deren Prozessinteraktionen.

III. Eigener Prozessmodell-Ansatz des Autorsfür das Einzel- und Mehrprojektmanagement einer projektorientierten Organisation – wie in Abbildung P-3 schematisch dargestellt:

A. Strategische Projektmanagement-Prozesse:
• Organisationsgestaltung,
• Projektmanagement-Einführung,
• Projektmanagement-System,
• Projektmanagement-Personalentwicklung;

B. Einzelprojektmanagement-Prozesse (bezogen auf):
• Projektinhalt (Ziele, Anforderungen, Strategie, Stakeholder, Umfeld, Risiko, Umwelt, Ge-sundheit, Sicherheit, Strukturierung),
• Projektpersonal (Auswahl, Qualifikation,Teambildung, Kommunikation, Motivation, Konfliktmanagement, Führung),
• Projektablauf (Phasen, Ablauf und Termine, Meilensteine),
• Projektaufwand (Einsatzmittel, Kosten, Finanzmittel, Beschaffung, Logistik),
• Projektinformation (Marketing, Information,Reporting, Dokumentation, Informatik),
• Projektleistung (Ergebnisse, Quantitäten,Qualitäten, Konfiguration, Änderungen, Vertrag, Claims),
• Integration (Schnittstellen, Fortschritt, integrierte Projektsteuerung, Projektqualität);

C. Mehrprojektmanagement-Prozesse:
• Organisation (Projektportfolio-Management,Programmleitung, Projektmanagement-Büro),
• Planung (Unternehmens-/Geschäftsfeldstrategie, Projektselektion, Priorisierung, Zuteilungen),
• Controlling (Projekte- und Programmstatus, Projektportfolio-Steuerung),
• Wissensmanagement (organisationales Lernen, Projekterfahrungsdatenbank).

Neben den allgemeinen generischen Projektmanagement-Prozessmodellen finden sich in der Praxis zahlreiche branchen- und unternehmensspezifische Vorgehens- und Prozessmodelle für die Abwicklung von Projekten und für den Aufbau von prozessorientierten Projektmanagement-Systemen.